Zwei Halbfinalspiele und viel Handball auf hohem Niveau bekamen die Zuschauer in der Kölner “Lanxess Arena” am Freitagabend im Rahmen der diesjährigen Europameisterschaft geboten. Zunächst stand ein Gipfeltreffen von zwei der besten Handball-Nationen überhaupt, nämlich Olympiasieger Frankreich gegen den amtierenden Europameister Schweden. Daraufhin stand um 20:30 Uhr das lang ersehnte Halbfinale der deutschen Handballer gegen die Serienweltmeister aus Dänemark an. Nach zwei packenden Spielen steht nun fest, dass Frankreich und Dänemark am Sonntag um 17:45 Uhr um den Europameistertitel spielen, während die DHB-Männer immerhin die Chance auf die Bronzemedaille im Spiel um Platz 3 gegen Schweden um 15:00 Uhr haben.
Deutscher Kampfgeist wird nicht belohnt
Eine kämpferisch makellose Leistung der deutschen Handball-Nationalmannschaft wurde am Ende nicht mit dem Sieg belohnt. Zu gut waren die dänischen Handballer um Superstar Mikkel Hansen, der mit fünf Treffern neben Jakobsen und Pytlick bester dänischer Torschütze war. Auf deutscher Seite überragte offensiv U21-Weltmeister Renars Uscins mit fünf Toren, während Sebastian Heymann mit seinen kraftvollen Würfen, die teilweise bis zu 125 km/h schnell waren, das DHB-Team besonders in der Schlussphase noch einige Male hoffen ließ. Allerdings überragte schlussendlich die individuelle Klasse der Dänen, welche nicht umsonst die letzten drei Weltmeisterschaften für sich entscheiden konnten. Nach 60 Minuten Spielzeit stand Dänemark verdient mit einem 29:26 Sieg als Finalist fest.
Dennoch lassen viele positive Aspekte bezüglich des Auftretens der deutschen Mannschaft bei der Heim-EM die Hoffnung auf eine siegreiche Zukunft wieder aufblühen. Das Ziel ist klar, man möchte wie bereits 2004 und 2016 den europäischen Thron erneut besteigen. Mit dem Gewinn der Bronzemedaille gegen Schweden am Sonntag könnte die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason einen wichtigen Schritt in Richtung dieses Zieles machen.
Unglaubliches Finish beschert Frankreich den Finaleinzug
Dem Kölner Publikum wurde vor dem Spiel der DHB-Männer bereits einiges im ersten Halbfinale zwischen Frankreich und Schweden geboten. Wann immer der amtierende Europameister gegen den aktuellen Olympiasieger antritt, lässt sich ein absolutes Spitzenduell erwarten. Diese Erwartungen wurden um Meilen übertroffen, denn das nervenaufreibende und kuriose Finish der regulären Spielzeit wird Handball-Fans europaweit wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Die erste Halbzeit dominerten die Franzosen klar und sicherten sich zur Pause einen Vorsprung von sechs Toren (17:11). Im zweiten Spielabschnitt holten die Schweden dann jedoch wieder auf und glich nach gerade einmal neun Minuten auf 18:18 aus. Damit rückte das Ziel Titelverteidigung für die Schweden nach der schwachen ersten Hälfte wieder in greifbare Nähe. Von da an war es ein Kopf-an-Kopf Rennen, welches seinen Höhepunkt in den Schlusssekunden fand. Das Schiedsrichtergespann sorgte für Aufsehen, als sie gegen den Schweden Gottfridsson einen zumindest einmal umstrittenen Schrittfehler pfiffen, welcher einen Freiwurf zur Folge hatte. Zu diesem trat Elohim Prandi an, vor ihm eine Mauer schwedischer Hünen, welche alles daransetzen würden, das scheinbar unmögliche zu verhindern. Sensationell verwandelte Prandi den Freiwurf jedoch durch eine minimale Lücke in der schwedischen Mauer punktgenau unter die Querlatte und schickte das Spiel damit in die Verlängerung. Dort triumphierten die Franzosen am Ende mit 34:30 und haben damit am Sonntag die Chance, den bereits vierten Europameistertitel einzufahren.
Wie so häufig im Sport waren Trauer und Freude erneut nicht weit voneinander entfernt. Im Falle der Schweden war es allerdings nicht nur die Trauer um die verpasste Titelverteidigung, sondern auch die Frustration bezüglich der kuriosen Wurftechnik Prandis, welcher zur Seite sprang, um sich eine bessere Wurfposition zu schaffen. Kurz nach dem Spiel legte der schwedische Handballverband einen Protest bei der europäischen Handballföderation ein, welcher von der EHF nun überprüft werden wird.
Sports journalist
max@sportnyhet.com
Leave A Comment