Für die Mannschaft von Bundestrainer Markus Gaugisch war es erneut ein aufregendes Zittern um das Weiterkommen bei der diesjährigen Handball-Europameisterschaft, jedoch dieses Mal ohne Happy End wie noch in der Vorrunde. Dieses Mal hatten die DHB-Damen ihr Schicksal jedoch nicht selbst in der Hand, denn einige Stunden nach dem überzeugenden Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Rumänien gewann die Niederlande gegen Montenegro und beendete damit die Hoffnungen der deutschen Mannschaft auf das Spiel um Platz 5. Damit steht am Ende des Turniers der vierte Platz in der Gruppe 2 der Hauptrunde, den benötigten dritten Platz für das Weiterkommen verpasste man schlussendlich mit einem Punkt.

Überraschender Auftaktsieg gegen die Niederlande

Im ersten Spiel der Hauptrunde ging es für die deutschen Handballerinnen gegen die Nachbarn aus den Niederlanden. Vor knapp 400 Zuschauern in der mazedonischen Hauptstadt Skopje zeigte die deutsche Mannschaft ihr bisher bestes Spiel bei der EM und konnte die Niederländerinnen souverän mit 36:28 schlagen. Wie bereits in der Vorrunde glänzte Rückraumspielerin und Kapitänin Alina Grijseels erneut mit insgesamt acht Treffern, womit sie auch die beste deutsche Werferin beim ersten Erfolg in der Hauptrunde war.

In der ersten Spielhälfte verlief die Partie bis zum Spielstand von 11:11 ausgeglichen und die beiden Mannschaften konnten ständig die Führungen der gegnerischen Mannschaft mit eigenen Treffern zunichtemachen. Dann legten die deutschen Handball-Damen jedoch einige starke Torserien hin, besonders gegen Ende der ersten Halbzeit mit Treffern von Maike Schirmer, Alina Grijseels und Julia Maidhof, wodurch man zur Pause mit 17:13 führte.

Zu Beginn des zweiten Spielabschnittes konnten sich die deutschen Damen erneut absetzen und nach einer Dreier-Serie von den Niederlanden zum zwischenzeitlichen 17:16 die Führung erstmalig auf fünf Tore ausbauen (21:16). Daraufhin konnten die Schützlinge von Markus Gaugisch nach einer überwiegend ausgeglichenen Phase durch einen Doppelschlag von Alina Grijseels mit 30:24 das Spiel in ihre Kontrolle bringen. Von dort an waren die Niederländerinnen unter offensivem Druck, was zu Fehlern und leichten Gegenstößen für die deutsche Mannschaft führte, welche sich am Ende deutlich mit 36:28 durchsetzen konnte.

Realitätscheck gegen Olympiasieger Frankreich

Am zweiten Spieltag der Hauptrunde stand für die deutschen Handballerinnen ihre bisher schwerste Herausforderung bei der diesjährigen Europameisterschaft bevor, nämlich das Duell gegen den amtierenden Olympiasieger Frankreich. Verglichen mit dem ersten Gruppenspiel der Hauptrunde fielen in diesem Spiel deutlich weniger Tore, was insbesondere der willensstarken Leistung der deutschen Abwehr zu verdanken war, welche gegen Starspielerinnen wie die französische Kapitänin und Rekordtorschützin (90 Tore in 55 Länderspielen) Coralie Lassource lediglich 13 Treffer zuließ. Da die deutsche Offensive allerdings nicht effektiv und torgefährlich genug war, ging es mit einem 9:13 Rückstand in die Halbzeitpause.

Nach der Pause machte die deutsche Defensive da weiter, wo sie im ersten Spielabschnitt aufgehört hatte und ermöglichte der Offensive, den 4-Tore-Rückstand zu halbieren. Daraufhin hielt Deutschland weiterhin tapfer dagegen und verteidigte in einem ständigen Hin und Her bis zur 50. Spielminute einen 3-Tore-Rückstand. In den letzten zehn Minuten zeigten die französischen Handballerinnen dann aber ihre individuelle Klasse und konnte sich deutlich absetzen. Letztendlich gewann Frankreich souverän mit 29:21 und erschwerte Deutschland damit die Chance auf das Spiel um Platz 5, denn nun mussten die DHB-Damen auf Schützenhilfe hoffen.

Trotz Abschlusssieg gegen Rumänien kein Spiel um Platz 5

Wie bereits in der Vorrunde war die Ausgangslage vor dem letzten Gruppenspiel für die deutsche Mannschaft alles andere als günstig, mit einem Sieg würde man sich allerdings zumindest noch die Chance auf das Weiterkommen wahren und müsste dann auf Schützenhilfe hoffen. Den eigenen Teil erledigte man mit einem 32:28 Sieg gegen Rumänien, was auch Bundestrainer Gaugisch zufrieden stimmte, welcher aber auch zugab, dass die Chancen auf das Spiel um Platz 5 eher gering seien. Zu den besten deutschen Spielerinnen zählte erneut Kapitänin Alina Grijseels, welche mit ihren acht Toren allerdings nicht beste deutsche Werferin war, denn mit zehn Toren traf Linksaußen Johanna Stockschläder am häufigsten für die DHB-Auswahl.

Nachdem die deutschen Handballerinnen schwach in das Spiel starteten und schnell mit 3:6 zurücklagen, folgte eine 7:0 Serie, durch welche man sich eine 4-Tore-Führung erspielen konnte. In Folge dieser Serie ließ man in der Defensive noch acht Treffer zu, womit man gegen die deutlich schwächere rumänische Offensive im Vergleich zu der französischen einen Treffer mehr im ersten Spielabschnitt zugelassen hatte. Jedoch lieferte die Offensive und erzielte sechs weitere Treffer, um den Pausenstand von 16:14 herzustellen.

Die Rumäninnen haben mit Cristina Neagu zwar einen wahren Superstar in ihren Reihen, denn sie knackte als erste Handballerin die Marke von 300 EM-Toren, jedoch hielt die deutsche Abwehr in der zweiten Halbzeit dagegen und durch weiterhin solide Offensivleistungen konnte der Abstand von zwei Toren nahezu durchgehend gewahrt werden. Gegen Mitte der zweiten Spielhälfte konnten sich die DHB-Damen dann sogar noch deutlicher absetzen und mit fünf Toren in Führung gehen. Am Ende kam Rumänien dann noch einmal ran, jedoch behielten die deutschen Handballerinnen die Überhand und gewannen ihr letztes Gruppenspiel der Hauptrunde am Ende mit 32:28.

Verbesserung in Hauptrunde reicht nicht aus

Im Vergleich zur enttäuschenden Vorrunde der DHB-Damen, war die Hauptrunde mit insgesamt zwei Siegen und einer Niederlage doch ein kleiner Erfolg, wenn auch Bundestrainer Gaugisch nach der Niederlage gegen Olympiasieger Frankreich zugab, dass man besonders bezüglich der Handlungsschnelligkeit und Dynamik noch ein bisschen bräuchte, um mit der europäischen Elite mithalten zu können.

Die schlechte Vorrunde brachte die deutschen Handballerinnen letztendlich in eine enorm schwere Ausgangslage für die Hauptrunde, wie Bundestrainer Gaugisch auch zugab, als er nach dem letzten Vorrundenspiel gegen Spanien sagte, man hätte in der Hauptrunde nichts zu verlieren. Somit reichte auch eine positive Bilanz von zwei Siegen und einer Niederlage in der Hauptrunde nicht für das Spiel um Platz 5 aus, was bei der Qualifikation für die olympischen Spiele noch bedeutend werden könnte.